Hemsbach, 05. Dezember 2014. (red/pm) Am Hemsbacher Alteberg wachsen sehr seltene Pflanzen, die zum Teil vom Aussterben bedroht sind. Der Rhein-Neckar-Kreis stellt Fördermittel zum Schutz seltenster Pflanzen- und Tierarten zur Verfügung.
Information der Stadt Hemsbach:
Bocks-Riemenzunge, Elsässer und Bitterkraut- Sommerwurz, Ohrentrost: Das sind keine Waldgeister, sondern extrem seltene Pflanzen, die hoch oben auf der Roten Liste gefährdeter Pflanzenarten stehen. Anzutreffen sind diese – wie viele andere bedrohte Arten – am Hemsbacher Alteberg. Für die Pflanzenfamilie der Sommerwurz-Arten stellt der Alteberg sogar bundesweit einen so genannten „Hot Spot“ dar, denn sage und schreibe zehn dieser 18 in Mitteleuropa überhaupt vorkommenden ausgesprochen seltenen Pflanzen wachsen dort. Zwei dieser Arten kommen in ganz Baden-Württemberg sogar fast ausschließlich in diesem Bereich des Hemsbacher Vorgebirges vor.
Schutz des Artenreichtums
Gute Gründe also für die Untere Naturschutzbehörde des Rhein-Neckar-Kreises, Fördermittel in Höhe von rund 10.000 Euro für Pflegemaßnahmen in diesem Bereich mit „ungewöhnlich hohem ökologischem Potenzial“ bereitzustellen – ein weiterer Baustein in der Erfolgsgeschichte der ISEK-Projektgruppe „Landschaft & Vorgebirge“. ISEK steht für das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept, das im vergangenen Jahr mit breiter Bürgerbeteiligung erarbeitet wurde und unmittelbar danach mit verschiedenen Pilotmaßnahmen in seine Umsetzungsphase gestartet ist.
Eine dieser Pilotmaßnahmen ist die Wiederherstellung der offenen Kulturlandschaft und der damit verbundene Erhalt des Artenreichtums des Vorgebirges. Dies droht stellenweise wegen Nutzungsaufgabe zu verwildern, bis hin zur Rückeroberung durch den Wald. Dass jedoch vielerorts in Hemsbach die berühmte „Blühende Bergstraße“ wieder zum Vorschein kommen wird, ist eben jener rührigen Projektgruppe zu verdanken.
Im Bereich Alteberg haben sich Projektgruppe und Stadt Hemsbach erstmals einen größeren zusammenhängenden Abschnitt vorgenommen, der zunehmend verbuscht, was nicht nur der Attraktivität, sondern vor allem auch der Artenvielfalt abträglich ist. In Abstimmung mit dem Landschaftserhaltungsverband (LEV) und der Unteren Naturschutzbehörde wurden Erstpflegemaßnahmen und ein anschließendes Beweidungskonzept ausgearbeitet.

Die Arbeiten sind in vollem Gange. Foto: Stadt Hemsbach / Gerhard Röhner
Seltene Flora und Fauna
Eine beauftragte Fremdfirma hat inzwischen – nach Zustimmung der Eigentümer – die maschinelle Erstpflege bereits abgeschlossen. Es wurde ein etwa 4.200 Quadratmeter großer Bereich freigeräumt. Praktisch sieht dies so aus: Die Grundstücke werden vom Wildwuchs wie Brombeeren, Robinien, aber auch untypischen Gehölzen wie Nadelbäumen befreit; Obstbäume und andere wertvolle Gehölze wie beispielsweise Heckenrosen werden geschont. Im Anschluss wird das Gebiet vom Ober-Laudenbacher Wanderschäfer beweidet.
Konkret werden die Mittel für die Entwicklung von Magerrasen und die Sicherung des Vorkommens einer außergewöhnlich hohen Zahl seltener bis seltenster Pflanzen- und Tierarten eingesetzt. Bei den Tierarten sind vor allem Wildbienen, Heuschrecken und Schmetterlinge im Fokus. Ihre große Artenvielfalt wirkt sich dann wiederum positiv auf die Vogel- und Fledermauspopulation aus. Die an diesen Bereich südlich zum Talgrund hin angrenzende, etwa 3.000 Quadratmeter große Fläche wird gleich mitgepflegt; die Kosten hierfür übernimmt die Stadt Hemsbach.
Damit war es für das ablaufende Jahr noch nicht genug: Auch im Bereich Geiersberg sollen nochmals Vierbeiner – ebenfalls in Absprache mit den Grundstückseigentümern – nach einer maschinellen Erstpflege auf einer etwa 900 Quadratmeter großen Fläche – zum Einsatz kommen. Diese Maßnahme wird komplett zunächst für zehn Jahre von der Unteren Naturschutzbehörde gefördert.

Purpur-Sommerwurz. Foto: Stadt Hemsbach / Gerhard Röhner
Besonderheit Trockenmauern
Eine Besonderheit hier sind die noch erhaltenen Trockenmauern, die im Zuge der Pflegemaßnahme freigestellt werden sollen. An Trockenmauern wachsen unter anderem seltene Mauerfarne. Zu diesen gehört beispielsweise der Milzfarn, der in Hemsbach nur in wenigen Exemplaren am Alteberg und im Naturschutzgebiet „Schafhof“ vorkommt. Daneben sind Trockenmauern bevorzugter Lebensraum von Zauneidechsen und Schlingnattern.
Beide Arten sind in den letzten Jahren im Schwinden begriffen, weil sich ihr Lebensraum verändert hat – durch fortschreitenden Bewuchs und zunehmende Verschattung. Die Pflegemaßnahmen am Geiersberg haben übrigens noch ein Gutes: Es entsteht ein etwa 9.000 Quadratmeter großer Bereich entlang des neuen „Blütenwegs“, der sich bald wieder sehen lassen kann – ein großer Schritt also sowohl für das Hemsbacher ISEK als auch für die im Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzept (ILEK) definierten Entwicklungsziele für eine „Blühende Badische Bergstraße“ zwischen Laudenbach und Dossenheim.
Im Rahmen des ISEK gibt es noch viel zu tun, nicht nur im Vorgebirge, sondern bei vielen weiteren Projekten. Alle Bürger sind herzlich eingeladen, aktiv mitzuwirken. Informationen gibt es bei der ISEK-Koordinatorin Juliane Rösler, Tel. 06201/707-29, E-Mail: juliane.roesler@hemsbach.de, oder bei Thomas Wetzel vom Bauamt, Tel. 06201/707-67, E-Mail: thomas.wetzel@hemsbach.de, sowie auf der Homepage unter www.hemsbach.de.
Für alle Fragen rund um das ILEKProjekt steht ILEK-Manager Bernhard Ullrich zur Verfügung. Tel.: 06201/2595890, E-Mail: ILEK-bergstraße@bhmp.de, Internet: www.ilek-bergstrasse.de.
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